Ein Schreibtipp von Fantasy-Autor Markus Heitz

„Aber … das gibt es doch schon alles!“

ProfilbildGeboren am 10. Oktober 1971 im saarländischen Homburg, macht er vieles, was man Waage-Geborenen nachsagt. Wenn man daran glaubt, was Sternzeichen so tun. Vermutlich hätte er es aber auch getan, wenn er am 10. Juni oder am 10. Januar zur Welt gekommen wäre. 
Schon immer von der seltsamen Idee besessen, eines Tages Schriftsteller zu sein, studierte er zuerst auf Lehramt, um sich intensiv mit der Gegenseite zu beschäftigen. Dann wechselte er zum Magister, weil er den Titel "Meister" als Anrede besser fand, und arbeitete danach mehrere Jahre als freier Journalist für die Saarbrücker Zeitung. 
Nebenbei schrieb er diverse Bücher, bis der Erfolg mit einem kleinen Volk, das gerne "Die Zwerge" genannt wird, im Jahr 2004 genug Geld in die Haushaltskasse spülte, um vorerst nur von der Schriftstellerei leben zu können. 
Mehr als 40 Büchern entstanden seitdem, pro Jahr kommen mindestens zwei neue Werke dazu. Genres sind vorwiegend Phantastik, Horror und Space Fiction, sogar zwei Kinderbücher und politische Kurzgeschichten in "Kommando Flächenbrand" gesellten sich hinzu.

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Warum man keine Angst vor der eigenen Idee haben darf

Schreibt man an einer Kurzgeschichte oder einem Roman, an einem Drehbuch oder einem anderen erzählenden Text, kommt irgendwann die schlagartige Erkenntnis: „Mist, das klingt wie ...“
Exakt.
Dann setzt Entsetzen ein, die Zweifel kommen angesprungen und werfen sich auf die geschriebenen Zeilen.

 

Und wie immer im Leben gilt: KEINE PANIK!

Ungewollte Ähnlichkeiten rühren daher, weil das erzählende Schreiben gewissen Gesetzmäßigkeiten folgt, die vermutlich seit der ersten Story am Lagerfeuer ähnlich sind und sich im Laufe der Jahrhunderten verfestigten, bis es in Formen gebracht wurde.
Grob zusammengefasst: Alles, was wir uns ausdenken können, war schon mal da. Helden, Anti-Helden, Mord, Liebe, Magie, Totschlag, Hoffnung, Verrat, Wunder und vieles mehr, was man für eine Story und für ein Genre braucht. Das gilt ebenso für Homer mit Ilias oder die Bibel, vor allem das Alte Testament.
Betrachtet man die Titel auf der aktuellen Bestseller-Liste, sieht man, dass sich dort wenig Neues tummelt, was den Inhalt angeht: Sex, Mord, Spannung. Yay. Und es wird dennoch gekauft.
Und doch neigen gerade Anfänger dazu, den Laptop wegzuwerfen und zu hadern: „Das gibt es doch schon alles! Wer soll das lesen? Die sind alle besser!“
 

Mein Tipp: Seid anders. DAS ist der Trick!

Glaubt an eure Geschichte und überlegt, was ihr an der bekannten Story so deichseln könnt, dass es die Leserschaft überrascht. Es darf ruhig vertraut sein, aber es braucht den Kniff, wie beim Kochen eines Gerichts, das alle kennen – und dann gibt ein neuer Koch ein Gewürz daran, das keiner vorher nutzte, und BÄMM! Und wer mag, kann auch weiter kochen wie immer. Es wird auch gegessen werden, nur zum Trost. Schnitzel geht immer.
Nehmen wir meine ZWERGE-Reihe. Sicherlich gab es dieses muntere Völkchen seit Dekaden in der Fantasy – und dann wurden sie ins Zentrum gestellt, dienten nicht mehr als Sidekick. Das brachte den Kleinen einen großen Sack Fans, für die ich sehr dankbar bin. Aber was die Zwerge alles erleben, ist wiederum sehr klassisch, folgt im Kern den Gesetzen der Heldenreise und dem klassischen Aufbau von Erzählungen: Einleitung, Höhepunkt, Schluss.
Nehmen wir überaus erfolgreiche Ermittlerromane, was man gefühlt 100 Mal gelesen hat – und plötzlich wird aber ein Tier der Kommissar, das einen Mord aufklärt, wie in Leonie Swanns »Glennkill« und »Garou«.
Liebesgeschichten – wieder könnte man sagen: LAAAAANGWEILIG! Aber die Gattung Romance ist erfolgreich wie nie. Warum? Was gibt es Neues bei den Beziehungen?
Richtig: nichts!

 

Aber WIE es erzählt wird, macht den Unterschied.

Die Autorin und der Autor sind entscheidend. Und das seid ihr! Macht euch das bewusst. Niemand wird eine Story so erzählen können wie ihr, egal ob Fantasy, Romance, Thriller und was es noch immer sein soll.
Deswegen niemals den Mut verlieren, wenn ihr bemerkt, dass es Ähnlichkeiten gibt. Vertraut auf euch, eure Geschichte und überlegt, wie ihr es besonders machen könnt.
Das Schlimmste, was ihr machen könntet, wäre: aufgeben. Das verfolgt euch ein Leben lang.

 


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