Bärbel Gudelius: Sandwege. Wasserwege
Im Juni 1994 gingen drei Menschen aus dem Rheinland – zwei Frauen und ein Mann – von Schwerin aus nach Osten: 14 Tage zu Fuß bis nach Feldberg, nördlich von Berlin.
Wir waren gewohnt zu wandern, mit Rucksack über mehrere Tage, meist in Landschaften mit Wäldern, mit Bergen und Tälern, Mittelgebirge, auch Hochgebirge. Nun aber lockte uns ein Land, das wir nicht kannten, nicht kennen konnten, Mecklenburg war uns verschlossen gewesen, wir hatten keine Verwandten dort, die man besuchen konnte; eine individuelle Streckenwanderung über mehrere Tage mit ungeplanten Übernachtungen – dafür hätten wir schwerlich eine Genehmigung bekommen. Aber nun, nach der Wiedervereinigung, war es möglich, wenn auch nicht immer einfach. Es gab ein paar kleinere Strecken, die wir fahren mussten – mit dem Bus, der Bahn und dem Schiff, anders wäre der Tag zu lang und nicht zu bewältigen gewesen. Abgesehen davon sind wir gegangen, durch einige der schönsten Landschaften Norddeutschlands.
Und das war es, was uns interessierte: die Landschaft. Über die DDR, über das, was in ihr passierte oder nicht passierte, haben wir nur selten mit den Menschen gesprochen, denen wir begegneten. Das war nicht Desinteresse, sondern eher die Scheu, zu fragen und über Dinge zu reden, von denen wir nichts verstanden. Und auf gar keinen Fall wollten wir mit Vorurteilen durch dieses Land gehen – wir ließen alles auf uns zukommen.
Der Text „Sandwege. Wasserwege“ entstand unmittelbar nach unserer Heimkehr und lag 20 Jahre lang in einer Mappe. Ich habe ihn wieder hervorgeholt und nur unwesentliche Änderungen daran vorgenommen.
Über Bärbel Gudelius
Bärbel Gudelius ist in Wuppertal geboren und aufgewachsen und hat nach einer kaufmännischen Lehre in Düsseldorf, Berlin und Duisburg gelebt; sie zog nach Bonn, wo sie heute noch lebt, studierte dort an der Pädagogischen Hochschule Rheinland und schloss das Studium mit Diplom ab. Nach dem Studium war sie berufstätig und begann zu schreiben.
Ihre Veröffentlichungen:
1982 für die Erzählung Familienleben Schwiftinger Literaturpreis für Prosa
1985 Die Frau von Endor, Erzählungen
1986 Rosa oder jener Zustand der Versteinerung, Roman, beide im Erb-Verlag, Düsseldorf
1991 Umkehrung, Roman, Horlemann-Verlag, Bad Honnef.
Einzelveröffentlichungen in Zeitschriften, Sammelbänden und im Rundfunk.
Zwischen 1975 und 2008 Reisen nach Sri Lanka, Griechenland, Italien, Afrika, Frankreich, Nepal, Tibet.
1987 Stipendium des Kultusministeriums des Landes Nordrhein-Westfalen
1991 zum zweitenmal Stip1987 Stipendium des Kultusministers des Landes Nordrhein-Westfalen.